Sonntag, 31. Mai 2009

Hegemonische Kriege


Das haben sie also geschrieben:

Und wir nähern uns diesen Zeitschriften, die wir natürlich nicht kaufen.
RENKA: Aber wir müssen einen Moment vor ihnen stehen, weil Aska mag es sich vorstellen, dass wenn sie morgens in die Küche kommt, und ich sitze am Tisch, dass ich so ne „TIMES“ lese. Und ich lese doch gar keine Zeitung, und schon gar nicht auf englisch.
ASKA: Weil ich stelle mir vor, sie liest den Wirtschaftsteil und die Politik um mir kurzzufassen, worum es nun geht in dieser Welt, und ob dieser hegemonische Krieg nun kommt, oder nicht.
(...)
Und dann heißt der nächste Kapitel: UNSER KRIEG.

Na, weil das ist so: wir kommen immer überall zu spät, weil natürlich wir immer morgens in dieser unserer psychodelischen Küche rumsitzen. Na und Kaffee kochen wir. Renka trinkt Saft, und Aska isst sogar Brote. Und besonders wenn wir wohin rausgehen und nicht zuspät kommen sollen, kommt uns dieses Thema in den Kopf. Und es ist sehr wichtig. Weil es geht um Krieg. Der wird doch bald ausbrechen, und man muss n Plan haben. Also wir beide haben schon ausgearbeitet so n Plan. Und jetzt sind wir ruhig, weil wir wissen, dass wir diesen Krieg überleben.
Die Rollenverteilung wird so:
Also Renka kann nähen, und überhaupt was kochen, und dazu noch kann sie irgend so n Garten bestellen. Also unten im Hof bestellen wir so n Gärtchen, na, normal, alles. Kartoffel, Schnittlauch und so Zeug. Und so wird es immer was zum Mittag geben. Und man weiss, dass es keine Läden geben wird mit Kleidung, aber Renka näht alles, sogar mit der Pfote.
Aber auch Aska hat ne Aufgabe. Sie hat da so ihr Erkennungszeichen: und das sind rote Lippen die in unserer ganzen Bude rumhängen, im Flur, als Bilder, und sogar auf den Kacheln in der Küche. Sie wird also die Flyer machen – für die Jungs aus unserer Widerstandsbewegung. Und auf jeden Flyer mit angemalten Lippen wird sie n Kuss raufdrücken. Na, um so irgendwie moralisch zu unterstützen, unsere Krieger – mit diesen Lippen, die so sexuell aufgeblasen sind.

Aber ich glaube, sie irren sich. Es wird keine Widerstandsbewegung geben. Ein Gedanke an die Widerstandsbewegung kann nur in deren polnischen Köpfen entstehen. Die Chinesen werden ohne Waffen kommen, sondern mit der zwar schlecht bezahlten aber doch festen Arbeit, mit der sie den ganzen von seiner brotlosen Kreativität müden und hungrigen kreativen Prekariat klein und ruhig kriegen werden. Prekariat ist (siehe Wikipedia) ein neuer soziologischer Begriff, der „ungeschützte Arbeitende und Arbeitslose“ in einem schönem Wort umfasst. Falls sie es nicht wissen, prekär bedeutet merkwürdig. Prekariat sind diese merkwürdige Leute, die nicht mehr an die Arbeit glauben, weil sie wissen, sie werden sie nie kriegen. Und sie werden doch keinen Widerstand leisten, wenn sie in einem unsichtbaren hegemonischen Krieg doch eine bekommen. Die beiden Autorinnen des Textes gehören auch dieser "neuen soziologischen Gruppierung". Wer von deren Text angetan wird und Mittel dazu hat, schreibe bitte an mich, man möge diese prekären Texte als Wochenfeuilleton regelmäßig veröffentlichen. Ich leite diese Mail dann sofort weiter.
PS. Kriegen und Krieg mussen doch dieselbe Wurzel haben, oder?

Samstag, 30. Mai 2009

Deutschland - China

Och, ist das alles grausam. Zuerst kommt die Nachricht, dass sich die Chinesen für Opel interessieren und die Marke kaufen wollen, und dannn noch das 1:1 in Shanghai.
http://www.dw-world.de/dw/article/0,,4290362,00.html
Und dazwischen liegt ein Text meiner polnischen Freundinnen, in dem sie beim Einkaufen in Aldi über den hegemonischen Krieg sinnieren. China gegen den Rest der Welt.

Montag, 6. April 2009

Ground Zero

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Und zu Hause

Unterwegs

In Berlin, in Gdańsk, in Kraków...

www.niesmiertelni.eu

Er ist ein Pole und heißt Paweł. Er ist krank. Sterblich krank. Um das Fortschreiten seiner Krankheit zu stoppen, musste man ihm die sog. Mutterzellen einimpfen. Dies ist in Europa verboten. Daher ging er nach China. In seinem blog www.niesmiertelni.eu (niesmiertelni ist ein polnisches Wort für Unsterbliche) beschreibt er sowohl die medizinische Behandlung als auch China. Es ist eine Reise fürs Leben. Ich bin hier mit meinem Freund, Marek, der mir bei dieser größten Herausforderung hilft… Wir sind in der Hauptstadt von diesem riesigen Land - Beijng. Es ist ein Land der Extreme und der Ungleichheit, neben riesiggroßen Glasgebäude stehen kleine heruntergekommene Holzkatten, hier fährt eine Limousine und auf dem Straßenrand schläft ein obdachloser Greis… Die Chinesen sind anders als die anderen Völker, sie lächeln nicht, interessieren sich für uns Ausländer gar nicht, überall gibt es Geheimpolizisten oder normale Polizei, jeder Mensch rennt in eine nur ihn bekannte Richtung, in diesem Massenandrang sind wir fremd...