Sonntag, 31. Mai 2009

Hegemonische Kriege


Das haben sie also geschrieben:

Und wir nähern uns diesen Zeitschriften, die wir natürlich nicht kaufen.
RENKA: Aber wir müssen einen Moment vor ihnen stehen, weil Aska mag es sich vorstellen, dass wenn sie morgens in die Küche kommt, und ich sitze am Tisch, dass ich so ne „TIMES“ lese. Und ich lese doch gar keine Zeitung, und schon gar nicht auf englisch.
ASKA: Weil ich stelle mir vor, sie liest den Wirtschaftsteil und die Politik um mir kurzzufassen, worum es nun geht in dieser Welt, und ob dieser hegemonische Krieg nun kommt, oder nicht.
(...)
Und dann heißt der nächste Kapitel: UNSER KRIEG.

Na, weil das ist so: wir kommen immer überall zu spät, weil natürlich wir immer morgens in dieser unserer psychodelischen Küche rumsitzen. Na und Kaffee kochen wir. Renka trinkt Saft, und Aska isst sogar Brote. Und besonders wenn wir wohin rausgehen und nicht zuspät kommen sollen, kommt uns dieses Thema in den Kopf. Und es ist sehr wichtig. Weil es geht um Krieg. Der wird doch bald ausbrechen, und man muss n Plan haben. Also wir beide haben schon ausgearbeitet so n Plan. Und jetzt sind wir ruhig, weil wir wissen, dass wir diesen Krieg überleben.
Die Rollenverteilung wird so:
Also Renka kann nähen, und überhaupt was kochen, und dazu noch kann sie irgend so n Garten bestellen. Also unten im Hof bestellen wir so n Gärtchen, na, normal, alles. Kartoffel, Schnittlauch und so Zeug. Und so wird es immer was zum Mittag geben. Und man weiss, dass es keine Läden geben wird mit Kleidung, aber Renka näht alles, sogar mit der Pfote.
Aber auch Aska hat ne Aufgabe. Sie hat da so ihr Erkennungszeichen: und das sind rote Lippen die in unserer ganzen Bude rumhängen, im Flur, als Bilder, und sogar auf den Kacheln in der Küche. Sie wird also die Flyer machen – für die Jungs aus unserer Widerstandsbewegung. Und auf jeden Flyer mit angemalten Lippen wird sie n Kuss raufdrücken. Na, um so irgendwie moralisch zu unterstützen, unsere Krieger – mit diesen Lippen, die so sexuell aufgeblasen sind.

Aber ich glaube, sie irren sich. Es wird keine Widerstandsbewegung geben. Ein Gedanke an die Widerstandsbewegung kann nur in deren polnischen Köpfen entstehen. Die Chinesen werden ohne Waffen kommen, sondern mit der zwar schlecht bezahlten aber doch festen Arbeit, mit der sie den ganzen von seiner brotlosen Kreativität müden und hungrigen kreativen Prekariat klein und ruhig kriegen werden. Prekariat ist (siehe Wikipedia) ein neuer soziologischer Begriff, der „ungeschützte Arbeitende und Arbeitslose“ in einem schönem Wort umfasst. Falls sie es nicht wissen, prekär bedeutet merkwürdig. Prekariat sind diese merkwürdige Leute, die nicht mehr an die Arbeit glauben, weil sie wissen, sie werden sie nie kriegen. Und sie werden doch keinen Widerstand leisten, wenn sie in einem unsichtbaren hegemonischen Krieg doch eine bekommen. Die beiden Autorinnen des Textes gehören auch dieser "neuen soziologischen Gruppierung". Wer von deren Text angetan wird und Mittel dazu hat, schreibe bitte an mich, man möge diese prekären Texte als Wochenfeuilleton regelmäßig veröffentlichen. Ich leite diese Mail dann sofort weiter.
PS. Kriegen und Krieg mussen doch dieselbe Wurzel haben, oder?

Samstag, 30. Mai 2009

Deutschland - China

Och, ist das alles grausam. Zuerst kommt die Nachricht, dass sich die Chinesen für Opel interessieren und die Marke kaufen wollen, und dannn noch das 1:1 in Shanghai.
http://www.dw-world.de/dw/article/0,,4290362,00.html
Und dazwischen liegt ein Text meiner polnischen Freundinnen, in dem sie beim Einkaufen in Aldi über den hegemonischen Krieg sinnieren. China gegen den Rest der Welt.

Montag, 6. April 2009

Ground Zero

Image

Und zu Hause

Unterwegs

In Berlin, in Gdańsk, in Kraków...

www.niesmiertelni.eu

Er ist ein Pole und heißt Paweł. Er ist krank. Sterblich krank. Um das Fortschreiten seiner Krankheit zu stoppen, musste man ihm die sog. Mutterzellen einimpfen. Dies ist in Europa verboten. Daher ging er nach China. In seinem blog www.niesmiertelni.eu (niesmiertelni ist ein polnisches Wort für Unsterbliche) beschreibt er sowohl die medizinische Behandlung als auch China. Es ist eine Reise fürs Leben. Ich bin hier mit meinem Freund, Marek, der mir bei dieser größten Herausforderung hilft… Wir sind in der Hauptstadt von diesem riesigen Land - Beijng. Es ist ein Land der Extreme und der Ungleichheit, neben riesiggroßen Glasgebäude stehen kleine heruntergekommene Holzkatten, hier fährt eine Limousine und auf dem Straßenrand schläft ein obdachloser Greis… Die Chinesen sind anders als die anderen Völker, sie lächeln nicht, interessieren sich für uns Ausländer gar nicht, überall gibt es Geheimpolizisten oder normale Polizei, jeder Mensch rennt in eine nur ihn bekannte Richtung, in diesem Massenandrang sind wir fremd...

Dienstag, 10. März 2009

Blumenladen am 10. März 2009

Tibet vor 50 Jahren

Heute vor 50 Jahren war ich 10. Von China habe ich gehört, darüber habe ich schon geschrieben. Aber von Tibet? Sicher nicht. Ich weiß sogar nicht, ob meine Eltern wußten, was gerade an diesem 10. März 1959 in Tibet geschah? Und wenn sie wußten, dann haben sie überhaupt darüber gesprochen? Ich war noch kleiner, als man sich in Budapest gegen Sowjets erhoben hat. Trotzdem kann ich mich, wage zwar, sehr wage, aber ich kann mich daran erinnern, dass 1956 etwas zuerst in Polen und dann in Budapest passierte. Noch Jahre danach sprachen die Erwachsene darüber.
Aber Tibet...
Was weiß ich über Tibet? Weshalb so wenig?
Bei dem Morgenkaffe lass ich in der Berliner Zeitung, dass die Tibet Initiative heute in Berlin einen Aktionstag für Tibet organisiert. Es wird vor der Chinesischen Botschaft eine Demo geben. Oder gab sie es schon? Es ist 16.00 Uhr. Ich bin gerade zurück gekommen. Einziges, was ich in der Stadt bemerkt habe, sind mehrere Bücher zur China und zum Tibet in den Buchhandelsauslagen.

Freitag, 6. März 2009

Ein paar Sachen, die ich unterwegs gesehen habe



Das merkwürdge Gay-Bild wurde bei dem Berliner Kunstsalon beobachtet.

In der Königlichen Porzellanmanufaktur

Porzellan ist überhaupt Chinesisch, daher ist es kein Wunder, dass man in einer Porzellan- manufaktur Chinesische Motive findet. Der Besuch in der Berliner Porzellanfabrik ist für eine Polin besonders interessant, da es im 18. Jahrhundert ein Pole, Jan Ernest Gockowski (Johannes Ernst Gotzkowsky), war, derdie Prozellanmanufaktur von Wegely abgekauft hat und für den Friedrich II. auf ihre Blüte brachte. Im gegensatz zu vielen Polen, deren Verdienste für die preussische Hauptstadt vergessen wurden, bleibt Gockowski immer noch in der gemeinsamen Erinnerung der Stadtbewohner, hat er doch in Moabit eine Strasse, eine Brücke, eine Schule und eine Apotheke.
Bei einem Besuch in der neugeöffneten Manufaktur in Tiergarten ist zwar von Gockowski / Gotzkowsky kaum die Rede, aber nichtsdestotrotz ist es ein schönes Erlebnis. Man kann auch viel vor Ort kaufen - nur braucht man dafür ziemlich viel Geld.


Ein Geschenk für meine Schwester









In einem Billigladen in Schöneberg fand ich Waffelmacher für 1,- €. Ich wollte immer solch ein Waffeleisen haben, er erinnerte mich irgendwie an meine Kindheit, obwohl wir zu Hause nie einen hatten. Da wir mit meiner Schwester mit dem zunehmenden Alter sentimentaler sind und uns an verschiedene Situationen aus unserer Kindhein gern erinnern, beschloß ich, zwei solche Waffeleisen zu kaufen. Damit wir uns in unserer Sentimentalität schmackhaft sühlen können. Es war aber ein Billigladen, deshalb schaute ich mir das Zeug genau an. Die Verpackung sah gut aus, hatte den Dollarpreis von 24,95, der gestrichen war, und drauf klebte eben ein Etikett mit dem Aufdruck 1,-€. Der Verkäufer ließ mich wissen, dass es sich bei der Ware um Restbestände handelt, daher ist der Preis so niedrig. Für 2,- € also kauufte ich 2 Kartons und ging nach Hause. Am nächsten Tag lädt ich meinen Sohn und seine Freundin zum Essen ein und stolz machte ich die Waffel, die wir in großer Menge mit Schlagobers und Himbeeren verzehrt hatten.
Am nächsten Tag rief mein Sohn an und befahl mir, mir den Waffeleisen genau anzuschauen. Er meinte, irgendwo wird doch geschrieben sein, der Eisen wurde in China hergestellt. Und siehe an, tatsächlich, auf dem Halter aus schwarzen Kunststoff fand ich diese berühmten drei Worte "Made in China". "Ja", sagte mein Sohn, "hat man eben nicht gesehen, oder?" "Hat man halt nicht", antwortete ich beschämt. Gerade ich bin drauf gerfallen! Ich, die wie ein Spurhund alles Billigzeug aus China aufzuspüren versucht und vermeidet wie die Pest, es zu kaufen! So ist es, Sentimentalität verblendet, anders kann ich es ja auch nicht erklären. Ich fotografierte alles, was ich hatte und trug beide Waffeleisen, einen verpackt und einen ausgepackt samt Verpackung zur Mülltonne. Eine Woche später, als ich wieder neben dem Billigladen ging, stellte ich fest, dass der Waffelmacher offensichtlich ein Renner ist, da er schon 2,- € kostete.

Hätte ich gewollt?

Sie wollten nicht, dass ich sie fotografiere. Normal. Hätte ich gewollt in Asien fotografiert zu werden? Keine Ahnung.
In Indien und Nepal wollten sich Leute mit uns fotografieren, damit WIR ihre Fotos haben, sie wollten keine Fotos von uns für sich. Wozu auch denn? Die Sadhus in
Pashupatinath lassen sich gern fotografieren, wenn man zahlt. Ich wollte weder zahlen noch ihre Fotos haben. Die hinduistische Art und Weise das Heilig-Sein zu praktizieren, fand ich regelrecht merkwürdig, um nicht zu sagen abstössend. (Ist es noch PC, wenn man der Meinung ist, dass ein Mann, der sich 20 große Steine in einem Netz auf seinem Schwanz aufhängt und sich somit a/ für einen Heiligen hält und b/ einen Antreiber hat, der die Touristen überzeugen soll, den Heiligen zu fotografieren und 1 Dollar pro Klick zu bezahlen, im Grunde - für mich persönlich - nur ein schlauer Schurke ist?)

Berlin auf Chinesisch

Die offizielle Webseite Berlins kann man (wenn man sucht) auf Chinesisch finden. Sie ist mit einem automatischen Übersetzungsprogramm versehen.
Die Effekte sind... na... interessant :-)

Die asiatische Katze meines Urgroßvaters

Von demselben Mann bekam mein Urgroßvater auch eine Katze aus Asien. Die Familienlegende will, dass es eine Tibetische Katze war, aber es ist kaum möglich, weil die Tibeter erst in den 60. letztes Jahrhunderts als Kreuzung zwischen Siamesen und Balinesen gezüchtigt worden sind. Und "unsere" asiatische Katze kam in die Familie noch vor dem I. Weltkrieg. Vielleicht war es eine Bengal Katze, die wie ein kleiner Lampart aussieht. Dieses Foto fand ich in Wikipedia und hoffe dass mit der Linkangabe (bitte aufs Foto klicken) die Nutzungsrechte abgegolten sind.
Die Katze wurde meinem Großonkel Wiktor, der damals weder Groß noch Onkel war, sondern ein zehnjähriger Junge, in Obhut gegeben. Sie war wunderschön, freundlich und verspielt, und wie die Katzen eben sind, achtete sie eigentlich nur Wiktor und behandelte andere Haushaltsmitglieder mit herablassender Gleichgültigkeit. Wiktor brachte ihr auch ein paar kleine Tricks bei, sich rollen, Zeitung holen und Ähnliches. Kein Wunder, dass er immer wieder gebeten wurde, bei den grösseren Gesellschaften, seine Exotin vorzuführen. Bei einem solchen Anlass äußerte eine Gräfin, die gerade zu Gast war, einen Wunsch, die Katze bei einer ihrer Gesellschaften vorführen zu dürfen. Einem Wunsch einer Gräfin wurde entsprochen, mein Urgroßvater, ohne seinen Sohn zu fragen, stimmte zu. Am nächsten Tag hatte die Katze sich um 16.00 bei der Gräfin zu finden. Wiktor kam aus der Schule und bekamm einen Befehl, die Katze bei der Dame abzuliefern. Er wollte es nicht, was aber natürlich niemandem interessierte. Die Zeiten waren doch sehr autoritär. Mein Urgroßvater mochte vielleicht ein wunderbarer Gentelman zu sein, aber ein einfühlender Vater, der alle seine Entscheidungen mit den Kindern bespricht, war er nicht. Hätte auch nicht sein können. Es herrschten andere Erziehregeln, und der Wiktor ist mit seiner Katze zu der Gräfin gegangen. Ein Kamerdiner nahm ihm den Korb mit der Katze im Flur ab und sagte, um 20.00 Uhr soll er zurückkommen, um die Katze abzuholen. Unheil ahnend ging der Knabe nach Hause, schlenderte noch ein bißchen hie und da, schaute sich die Bücher in einem Buchhandel, spielte ein Stündchen in dem romantischen Łazienki-Park und als er endlich zurück war, herrschte in der Wohnung ein totaler Durcheinander. Eine weinende Zofe, die Dienstbotin der Gräfin, bat den Jungen, sofort mit ihr zu gehen und sein Teufelstier zurückzunehmen. Das Teufelstier hat alle mögliche Gegenstände kaputtgeschlagen, wertvolle Ölbilder zerkratzt, Gardinen abgerissen. Der Laufbursche und der vornehme Kamerdiner wurden blutig gebissen, die Gräfin lag ohnmächtig auf dem Sofa, die Köchin weinte. Der Urgroßvater war schon zur Stelle, um der Gräfin als Arzt beizustehen, aber mit der wildenden Katze konnte auch er nicht zu recht kommen, und alle warten, und fragen höflich, ob der junge Herr gnädig kommen würde...

Gestickte Bilder meines Urgroßvaters

Mein Urgroßvater mütterlicherseits war ein Arzt, der in Warszawa vor dem 1. Weltkrieg praktizierte. Ein Lebemann, intelligent, belesen, elegant angezogen. Ich kannte ihn nicht. Selbsverständlich, werde ich sagen, weil es durchaus selten vorkommt, dass man die Urgroßväter oder -mütter kennt. Von meinen acht Urgroßeltern kannte ich als Kind nur eine Uroma, Babcia Jadwiga (eigentlich Prababcia, aber niemand nannte sie so, ich auch nicht), Großmutter meines Vaters. Ein kleines flinkes Weibchen, das wir an Sonntagen nach dem Morgenspaziergang am Meeresufer zum sog. zweiten Frühstück besuchten. Einmal gab sie mir ihre schöne, elegante Lederhalbschuhe, weil sie meinte, dass sie zu unbequem für eine alte Frau sind. Sie waren tatsächlich verdammt unbequem, aber im Alter von 7 Jahren ging mir die Schönheit vor der Bequemlichkeit, und da ich selten schöne Anziehsachen besass, paradierte ich sehr stolz in meinen feinen kastanienbrauen Lederschühchen. Nie im Leben hätte ich zugegeben, dass meine Füße darunter leiden. Was ich nicht wusste, war die Tatsache, dass zu kleine und zu harte Schuhe die zarte Kinderfüss für immer verunstalten können. Die Schuhe sind ziemlich schnell hin, von unserem Hund zernagt, meine Füsse blieben aber für immer verformt. Ach ja, die Eleganz der kleinen Damen.
Aber zurück zu meinem Urgroßvater mütterlicherseits. Er war mit einem berühmten polnischer Abenteurer befreundet, der überall in Asien zu verschiedener Forschungsexpeditionen hingegangen ist, und der aus seinen Reisen verschiedene seltene exotische Sachen mitgebracht hatte. Aus diesem Fundus bekam mein Urgroßvater als sozusagen Arzthonorar drei chinesische auf der Seide gestickte Bilder, zwei aus China und ein aus dem Mandschukao, die sich bis heute in unserem Familienbesitz befinden. Das ist in sich eine geheimnisvolle Sache, weil die Familie während des Krieges in die sieben Seiten der Welt verstreut, verlor eigentlich alles, Geld, Aktien, Kunststücke und Grundstücke, aber diese drei Bilder haben sich irgendwie retten lassen.


Barcelona 2

Ich bin heute dabei, Ordnung in meinen Archiven zu schaffen. Einerseits sind es viele Fotos, die sich im Computer und im Handy angesammelt haben, andererseits möchte ich heute auch einen Stapel der Zeitungsausschnitte abarbeiten, die unter meinem Schreibtisch liegen.
Aus dem Fotoarchiv suche ich zuerst noch zwei Aufnahmen aus dem Gül Park in Barcelona aus.


Gräber

Meistens sind es Vietnamesen, aber es gibt auch ein Paar Chinesesn darunter. Auf dem berühmten Friedhof am Bahnhof Lichtenberg hat sich eine kleine asiatische "Kolonie" eingenistet.

Glückskuchen

So ein chinesisches Glückskuchen mit dem Orakelzettelchen drine ist eine feine Sache. Genauso wie diese kleine japanische Papierkugelchen, die man ins Wasser wirft und sehen kann, wie sie sich aufplustern und zu Blumen entwickeln. Nur das letzte Mal, als ich mir diese papierblümchen kaufte, entgalteten sie sich zu einem groben gar nicht feinen dreiblättrigen Grauding und mein letztes chinesisches Küchle war hart wie Stein und drinne... Drinne gab es immer noch einen Orakelzettel, das schon, aber was drauf stand, war schon merkwürdig:

Offensichtlich erwartet mich auf Englisch etwas anderes als auf Deutsch. Englisch gefällt mir besser, das Deutsche kann wohl auch die Fahrt nach Stettin bedeuten, wo ich ohnehin öfters fahre. Soll sich das Englische bewahrheiten, dann warte nun, bald I´m not here, I´m going on business trip to the Far East. Und dann bye bye. (Ich merke, dass mein Denglish immer besser ist :-)

Übrigens, habe ich vor Kurzem gehört, dass man in China diese Glückskuchen überhaupt nicht kennt. Es sollte ein Deutscher gewesen sein, der sich diese Geschäftsidee ausgedacht hat. Er war so erfolgreich, dass jetzt alle Chinesische oder überhaupt Fernostliche Restaurants und Shops in der Welt (vielleicht ist das schon übertrieben, vielleicht geht es nur um die Welt des weißen Menschen) diese Glückskuchen führen, an ihre Kunden verkaufen oder sie ihnen als kleine Takaways zum Abschluss des Essens geben.

Mittwoch, 4. März 2009

Sehr verspätete Neujahrwünsche

Wie könnte ich es versäumen, hier über das Jahr der Kuh zu schreiben? Ich weiß es nicht, es gibt keine Erklärung, mir kann nur die alte nette Regel des Richters Di helfen: Im Zweifelsfall für den Angeklagten! Das Jahr der Kuh (oder des Buffels) begann schon am 26. Januar. Und ich wusste es ganz genau, mehr, ich wartete, bis es endlich kommt, und das schreckliche Jahr der Ratte beendet. Die Ratte ist kalt, arrogant und machtsüchtig, die Kuh ist nett, freundlich, fürsorglich. Es ist ja auch mein Jahr, die Kuh ist mein (chinesisches) Tier.
Gleich zu Beginn des Neujahrs schrieb ich einen Brief an Haruki Murakami.
Und begann ihn mit der Information, dass wir beide im gleichen Jahr der westlichen Zivilisation geboren wurden (ich hoffe, das wird Her Murakami brennend interessieren :-), aber nach dem Chinesischen Tierkreis gehören wir zwei verschiedenen Jahren. Möchte Jemand mehr über das Jahr der Kuh lesen, hier findet man eine Seite, die ziemlich nett und nicht zu orthodox mit der Sache umgeht; möchte dagegen Jemand meinen Brief an meinen Lieblingsschriftsteller lesen, dann bitte sehr, hier ist er: Haruki Murakami
Und die Kuh habe ich vor elf Jahren in Zürich fotografiert, als dort die erste Cow Parade veranstaltet wurde. Und für Kühe interessiere ich mich sehr, vielleicht deshalb, dass ich von ihnen fürchterliche Angst habe. Darüber mehr, wenn man einen anderen Blog liest, den ich auch mitgestalte oder zu einer Lesung kommt, die mein Verein am Freitag den 13. März in der Galerie ZERO in Berlin-Kreuzberg organisiert.

Der Chinese von Nebenan

Sie sind halt überall da.

Barcelona

Den Film von Woody Allen habe ich schon dreimal gesehen. Das erste mal am Silvesternacht als meine Gäste aus Polen, Kinga und Włodek, statt sich in den berühmten Berliner Clubs zu amüsieren, mir ein paar Filme zum gemeinsamen Anschauen angeboten haben, und ich Vicky, Christina, Barcelona gewählt habe. Zugegeben, nicht wegen Woody Allen, der alte Meister gefällt mir letztens nicht so sehr, sondern wegen Scarlett Johannsen (ihre Mama ist eine amerikanische Polin und das macht diesen neuen Star Hollywoods noch sympathischer, als sie ohnehin ist, oder scheint zu sein) und Barcelona. In Barcelona war ich im September letzten Jahres das erste Mal, was ziemlich peinlich war; mir schien, dass alle Anderen schon in dieser Modestadt waren, nur ich nicht. Es waren eben die beiden, Kinga und Włodek, die mich nach Barcelona "mitgenommen" haben. Sie sind beide ein bisschen verrückt, reisen über Europa hin und her, um ihre Liebliengbands bei den Konzerten live zu erleben. In Barcelona war es eine spanische Gruppe "La Pegatina" mit der sie sich mittlerweile schon befreundet haben. Wer möchte, kann jetzt am 27. März nach Barcelona fliegen und das nächste Konzert der sehr lustigen Gruppe besuchen. Kinga und Włodek werden auch dabei sein. Ich diesmal nicht (obwohl es mir angeboten wurde :-).

Als ich also den Film am Silvester anschaute, bestättigten sich alle meine Bedenken den Woody Allen gegenüber. Ich fand den Film regelrecht blöd. So was Belangloses und Beliebiges habe ich von den älternen Großmeister nicht erwartet. Das zweite Mal sah ich Vicky, Christina, Barcelona zwei Wochen später mit meiner Freundin, und wir haben uns köstlich amüsiert. Ich fand den Film einfach nett. Irgendwann in Februar, als es mir ziemlich dreckig ging, schaute ich mir den Film das dritte Mal an. Und ich fand ihn schön! Und die Chinesen? Sie erscheinen nur am Rande dieser Geschichte, dafür aber in ihrer schönen Version. In Barcelona auf den berühmten Ramblas gibt es ein Chinesisches Haus.
Mit einem prächtigen modernistischen Drachen an der Ecke des Hauses. Schöne Chinesen in allen Ecken.

Hanoi in Berlin

Weit im Osten Berlins befindet sich auf einem tristen Parkplatz, wo vier Blechbarracke stehen, ein Ort, wo man plötzlich und unerwartet an reges und buntes Leben trifft. Das ist nicht Mitte, wo es auch bunt und reges vor sich hingeht, aber teuer und zur Schau. Auf dem Parkplatz ist es leer und kahlgeschoren, und in den Barracken ist es billig und sehr asiatisch. Nicht Chinesisch, zugegeben, bis jetzt habe ich noch keine Chinatown in Berlin gefunden, aber asiatisch schlechthin. Oder guthin. In den Kneipen, wo sich beim Eingang immer ein kleiner Altar befindet, mit Buddha (?), künstliche Blumen, Reisgaben und Rauchstäbchen, sitzen vor allen Asiaten, aber in den Läden tummeln sich auch Russen, Polen (ich zum Beispiel :-), Jugoslawen aus allen balkanischen Herrenländern. Und zum Verkauf wird alles Mögliche angeboten, was in der Billigländern hergestellt wird. Meine Lieblingstaschen aus karrierten Plastik, T-Shirts und Jeans, Shanghai Bier, Duranfrüchte und, was mir sehr gefallen hatte, auch das ganze kitschige Weihnachtskram, rotnasige Nikoläuse, mit Tannenzweigen bestickte Decken, Lichterketten...

Mittwoch, 14. Januar 2009

Shaolin

In der Bundesallee 215 befindet sich der Shaolin Tempel Deutschland. Er ist der einzige offizielle Ableger des weltberühmten Shaolin-Klosters aus der Provinz Henan, China. Der Deutsche Shaolin Tempel wurde im Auftrag vom Abt des Muttertempels in China, Shi Yongxin, 2001 gegründet und persönlich eingeweiht.

Donnerstag, 1. Januar 2009

Kalkutta


Wieder verging lange Zeit ohne einen neuen Post. Nur in meinem Handy sammeln sich Fotos, die das unterschwellige Einschleichen des Chinesischen ins unsere Leben belegen. Macht es mir Angst? Nein. Ich halte Das für unvermeidlich. Es wird kommen. Es wird so kommen, wie es kommen wird. Und ich bin nicht so optimistisch wie Lech Wałęsa, ich denke nicht, dass wir noch imstande sind, dies anzuhalten. Es ist schon zu weit gegangen. Sie haben unser Leben mit ihren billig in Sklavenarbeit produzierten Sachen überflutet. In seinem Roman "jpod" schreibt Douglas Coupland (es ist eine Gespräch zwischen zwei Brudern):
Don´t be so self-righteous. The Chinesen probably made the shoes on your feet, the computer you just turned on, the glass in the windows, the glass bulb in that lamp, and just about everything else in here. It´s okay if these people are across the ocean in sweatshop working for fifty-nine cents a day, but heaven help us if we have to actually deal with them in real time in our part of the world.

Ja, ich bin also nicht allein in meiner Vermutung, dass es kommen wird, und Gott schütze uns, wenn es kommt. Coupland stellt da auch eine Frage, die vielleicht alles ins richtige Licht rückt: Ist es tatsächlich wichtig, ob wir unsere Arbeit verlieren, weil ein Roboter sie besser und billiger ausübt, oder ein Hindu, der miserabel lebt und genauso miserabel bezahlt ist. Der Hindu ist ein Symbolbegriff, bei mir wäre es ein Chinese. Und es ist egal.

Dies bringt mich auf die Frage, die mich in Indien immer plagte und in Kalkutta akut wurde. Es ging um die Rikschen. Überall in Radjastan gab es motorisierte Rikschen, in Kalkutta aber wurden sie von extrem kleinen, schmächtigen, um nicht zu sagen ausgemagerten Männer gezogen. Ich wollte auf keinen Fall solche Rikscha mieten, es schien mir in meiner sinnlosen europäischen Betroffenheit unwürdig und unethisch. Ich sah zu, wie erbärmlich dünne Männer extrem dicke Reichen zogen. Es waren dieselben Dicken, die ich später in meinem Rückflug nach London sah. Es gab kaum Europäer in der Maschine, überall um mich herum saßen in einem dicken Boeing dicke reiche Hindus. Selbstgeffällig, weil es bei dem Hinduismus noch schlimmer ist, als bei den harten erbarmungslosen Protestanten puritanischer Prägung: Der Arme ist selber an seiner Armut schuld. Bei den europäischen Kapitalisten ist er schuld, weil er nicht genug arbeitet, bei den Hinduisten - weil er in den vergangenen Leben ein schlechter Mensch war. Ihn gilt es zu verachten. In Kalkutta wurde ich was besseres gelehrt. Es regnete. Es regnete so plötzlich und heftig, dass ich mich in meinem dünnen Mousselinekleid bis zum Bauch im dreckigen Fluß stehend fand, in den sich die Strasse in zwei Minuten verwandelte. Kot und tote Ratten schwammen davon. ich stand da und weinte, da kam eine Rikscha von einem unglaublich dünnen man gezogen, der mich aufforderte, sofort einzusteigen. Ich schluckte meine Tränen und ließ mich dankbar (DANKBAR) in mein Hotel fahren. So scheitert immer die vermeintliche ethische Lebenseinstellung. Sie scheitert an der ersten unmittelbaren Begegnung mit einer toten Ratte in einem Rinnsal.