Mittwoch, 14. Januar 2009

Shaolin

In der Bundesallee 215 befindet sich der Shaolin Tempel Deutschland. Er ist der einzige offizielle Ableger des weltberühmten Shaolin-Klosters aus der Provinz Henan, China. Der Deutsche Shaolin Tempel wurde im Auftrag vom Abt des Muttertempels in China, Shi Yongxin, 2001 gegründet und persönlich eingeweiht.

Donnerstag, 1. Januar 2009

Kalkutta


Wieder verging lange Zeit ohne einen neuen Post. Nur in meinem Handy sammeln sich Fotos, die das unterschwellige Einschleichen des Chinesischen ins unsere Leben belegen. Macht es mir Angst? Nein. Ich halte Das für unvermeidlich. Es wird kommen. Es wird so kommen, wie es kommen wird. Und ich bin nicht so optimistisch wie Lech Wałęsa, ich denke nicht, dass wir noch imstande sind, dies anzuhalten. Es ist schon zu weit gegangen. Sie haben unser Leben mit ihren billig in Sklavenarbeit produzierten Sachen überflutet. In seinem Roman "jpod" schreibt Douglas Coupland (es ist eine Gespräch zwischen zwei Brudern):
Don´t be so self-righteous. The Chinesen probably made the shoes on your feet, the computer you just turned on, the glass in the windows, the glass bulb in that lamp, and just about everything else in here. It´s okay if these people are across the ocean in sweatshop working for fifty-nine cents a day, but heaven help us if we have to actually deal with them in real time in our part of the world.

Ja, ich bin also nicht allein in meiner Vermutung, dass es kommen wird, und Gott schütze uns, wenn es kommt. Coupland stellt da auch eine Frage, die vielleicht alles ins richtige Licht rückt: Ist es tatsächlich wichtig, ob wir unsere Arbeit verlieren, weil ein Roboter sie besser und billiger ausübt, oder ein Hindu, der miserabel lebt und genauso miserabel bezahlt ist. Der Hindu ist ein Symbolbegriff, bei mir wäre es ein Chinese. Und es ist egal.

Dies bringt mich auf die Frage, die mich in Indien immer plagte und in Kalkutta akut wurde. Es ging um die Rikschen. Überall in Radjastan gab es motorisierte Rikschen, in Kalkutta aber wurden sie von extrem kleinen, schmächtigen, um nicht zu sagen ausgemagerten Männer gezogen. Ich wollte auf keinen Fall solche Rikscha mieten, es schien mir in meiner sinnlosen europäischen Betroffenheit unwürdig und unethisch. Ich sah zu, wie erbärmlich dünne Männer extrem dicke Reichen zogen. Es waren dieselben Dicken, die ich später in meinem Rückflug nach London sah. Es gab kaum Europäer in der Maschine, überall um mich herum saßen in einem dicken Boeing dicke reiche Hindus. Selbstgeffällig, weil es bei dem Hinduismus noch schlimmer ist, als bei den harten erbarmungslosen Protestanten puritanischer Prägung: Der Arme ist selber an seiner Armut schuld. Bei den europäischen Kapitalisten ist er schuld, weil er nicht genug arbeitet, bei den Hinduisten - weil er in den vergangenen Leben ein schlechter Mensch war. Ihn gilt es zu verachten. In Kalkutta wurde ich was besseres gelehrt. Es regnete. Es regnete so plötzlich und heftig, dass ich mich in meinem dünnen Mousselinekleid bis zum Bauch im dreckigen Fluß stehend fand, in den sich die Strasse in zwei Minuten verwandelte. Kot und tote Ratten schwammen davon. ich stand da und weinte, da kam eine Rikscha von einem unglaublich dünnen man gezogen, der mich aufforderte, sofort einzusteigen. Ich schluckte meine Tränen und ließ mich dankbar (DANKBAR) in mein Hotel fahren. So scheitert immer die vermeintliche ethische Lebenseinstellung. Sie scheitert an der ersten unmittelbaren Begegnung mit einer toten Ratte in einem Rinnsal.