Montag, 30. Juni 2008

Olympia-Spiele


Natürlich Olympia-Spiele.

Was dachten sich die Mitglieder des Olympischen Komittees, als sie vor genau sieben Jahren, am 13. Juli 2001 beschlossen, die Spiele 2008 nach China zu vergeben? Es waren erst 12 Jahre vergangen, seit dem am 4. Juni 1989 an dem riesieggrossen Platz Tian`anmen in Peking, dem Platz des himmlischen Friedens,
ein Massaker statt fand, in dessen Folge etwa 3000 junge Menschen getötet wurden.


Sicherlich hat sich China in diesen 19 Jahren sehr verändert.
Die Wirtschaftsreformen haben das Land zu einer der wichtigsten Welthandelmächte gemacht, doch in allen anderen Bereichen des sozialen und politischen Lebens halten die Kommunisten an ihren absoluten Machtanspruch fest. Das soll jedoch kein Hinderniss sein, Olympische Spiele zu organisieren. Moskau hat letztendlich ihre Spiele 1980 trotz Boykott durchgeführt. Nun ja, die Olympia Spiele in Berlin 1936 wurden nicht boykottiert.Nur zweimal gab es Boykott, das erste Mal eben in Moskau, wegen des Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan, als die 63 Nationalteams, darunter das deutsche, fehlten, das zweite Mal, vier Jahre später in in Los Angeles, als die Ostblockstaaten, darunter Polen, die Spielen boykottierten. Jetzt fahren sowohl die Deutschen als auch die Polen nach Peking.



Chinesischer Hut


Wie ein Chinesischer Hut aussieht weist jeder. Laut preisvergleich.de ist er zum durchschnittlichen Preis von 4.72 € zu haben. In einem Karneval-Shop für 3.95 €. Billig. Muss aber in China wesentlich billiger werden, weil man erzählt, dass die Chinesen vor ein paar Jahren durch zwei kleine, einfache und billige Gegenstände ganz Afrika "erobert" haben: Den Hut und die karierte Plastiktragetasche, bei den Deutschen als Türkentasche bekannt, bei den Russen als Polenkoffer. Sie wurden überall verkauft bzw. als Geschenk gegeben und gelten auf dem schwarzen Kontinent als ausgesprochene Sympathie-Träger. Überhaupt gelten dort Chinesen als Sympathie-Träger. Sie sind keine großen, weißen Imperialisten, sie sind keine Araber, denen man bis heute übel nimmt, dass sie als Lieferanten schwarzer Sklaven den großen, weißen Imperialisten dienten, sie sind keine Inder, die sich im Ost-Afrika ebenfalls als Handlanger großer, weißer Imperialisten eingenistet und bereichert haben. Sie sind eben kleine, nette Chinesen, die nichts wollen und kleine, nette, nützliche Geschenke bringen. Den Hut und die Tasche. Irgendwann werden sie zum Symbol.



Man hat es sicherlich vergessen, dass der Hut vor allem von Gefangenen und den Leibeigenen getragen wurde.

Dienstag, 24. Juni 2008

Weshalb?

Weshalb schreibe ich das alles?

Ich kann diese Frage nicht so richtig beantworten. Ich weiß nur, dass mich die Chinesen seit einer geraumer Zeit intensiv beschäftigen.

Ich vermute, wir sind blind. Wir nehmen viele Sachen genauso hin, wie ich diesen Blog schreibe. Einzelgeschichten.
Erinnerungfetzen. Anekdoten, kleine Gedanken, belanglose Vermutungen, Ideen, die uns durch den Kopf schießen und verschwinden. Ich werfe uns vor, dass wir das alles denken, ohne Zusammenhänge zusammen zu denken.

Vor allem geht es mir also darum, dass wir es schon heute wissen, was kommen wird. Und trotzdem tun wir so, als ob...


Ich gehe in Ikea einkaufen und freue mich, wenn etwas immer noch in Rumänien, Bulgarien oder Polen hergestellt wurde und nicht in China, weil schon alles in China produziert ist.

Ich gehe durch meine Wohnung und schaue mir genau die Sachen an, die da liegen, hängen oder stehen, in Schubladen aufbewahrt oder in Schuhkartons. Pinsel, Küchengegenstände, Kurzwaren, T-Shirts, Schuhe, Scheren. Made in China. Auch made in China, wenn auf dem Etikett etwas anderes steht. Wie auf meinem Rock von Tatuum. Erst als ich den Rock schon mehr als ein Jahr getragen habe, erfuhr ich von einem Bericht im Internet, dass die polnische Designer-Firma Tatuum ihre Klamotten in China nähen lässt. Dasselbe wurde mir im Bauhaus erzählt, als ich mich beschwert habe, dass die Bohrer für meine Bohrmaschine nicht richtig sitzen. Man sagte mir, dass sie jetzt in China produziert sind, und dort geht man mit der Regelschnur nicht so pingelig genau, wie wir es gewöhnt sind. Dafür sind sie aber billiger, und der Kunde freut sich.

Billiger.

Es ist halt Kapitalismus, klar. Geld kennt keine Heimat. Die Waren aus China sind billiger. Billiger zu herstellen und billiger zu kaufen. Und das scheint der Hauptmotiv unseres Tuns zu sein.

Wir verkaufen uns für billig. Und nebenbei verkaufen wir Europa.

Irgendwann, wenn schon 100 Millionen Menschen außerhalb von China Chinesisch sprechen werden, werden wir in einer Chinesischen Welt aufwachen. Und es wird nicht mehr möglich, so tun als ob... Es wird kein "ob" mehr geben, es wird einfach ganz andere Welt werden. Die Welt von Chinesen, die Welt, die wir mitgebaut haben, weil wir nicht imstande waren bei den Wirtschafts- und Politikprozessen mitzudenken.

Tee, Papier und Knallkörper

Ja, das weißt doch jeder. Tee, Papier und Knallkörper, Porzellan und Seide, auch Druck wurden in China erfunden. Ebenfalls Nudel und Teigtaschen, die angeblich von Marco Polo nach Italien gebracht wurden. Obwohl, wer weisst, ob es stimmt? Seit eh wurde schon gemunkelt, dass Marco Polo gar nicht in China gewesen ist, sondern sich von den Monogolen von diesem geheimnisvollen Land hinter einer Mauer erzählen ließ und es alles aufschrieb. Er hat nämlich gar nicht von Tee, Papier und Porzellan berichtet. Da Mongolen aber keine Nudel kochen, wer hat Marco Polo von den Nudeln erzählt und gezeigt, wie man sie macht?

Skanner

Ich war immer der Meinung, dass obwohl die Computer & Co wunderbare Errungenschaften der Zivilisation sind, sind die Menschen jedoch besser, weil sie mitdenken.
Man sagt, dass ein Skanner mit OCR-Funktion, d.h. mit Texterkennung bis zu 20 % Fehler macht, die man mit Mühe korrigieren muß.
Schickt man aber die Texte zum Abschreiben nach China, werden sie von den Chinesen, die - merken wir es uns! - kein Deutsch, Englisch, Französich usw. kennen, 100 % fehlerfrei abgeschrieben.
Plus für mich. Die Chinesischen Tipser sind besser als Skanner. Aber auch Minus für mich. Sie kennen die Sprachen nicht, sie denken also nicht mit. Sie schreiben einfach ab.

Freitag, 20. Juni 2008

Konfuzius Institut 3

Es gibt sie, die Konfuzius-Institute, auch in Berlin, Leipzig und Erlangen. Und sie haben sich einige Ziele gesetzt:


Das ist ein Auszug aus einem SWR-Bericht über China. Autor ist der Dr. Manfred Osten.

Ich habe es schon vorher gelesen. Ich habe es aber falsch in Erinnerung gehabt. Ich dachte, das Ziel wäre es, 10 Millionen Leute Chinesisch beizubringen. Es handelt sich aber um 100 Millionen. Eine Lappalie. Eine Null.

Konfuzius Institut 2


Konfuzius Institut 1

Es ist ein Flyer. Als pdf bei der Universität Frankfurt am Main zu finden.

Konfuzius-Institut – eine Idee aus China für internationale Kooperationen


Seit 2004 hat das Chinese Language Council International der chinesischen Regierung in allen Kontinenten und zahlreichen Ländern der Welt Konfuzius-Institute gegründet, deren Aufgabe es ist, Kenntnisse der chinesischen Sprache und Kultur zu vermitteln.

Absicht ist, das Spektrum der international operierenden Kulturinstitute anderer Staaten, zu denen auch das seit langem in China vertretene Goethe-Institut der Bundesrepublik Deutschland gehört, um eine Einrichtung aus China zu erweitern.

Die Konfuzius-Institute verfolgen aber ein anderes Konzept als die etablierten auswärtigen Kulturinstitute, die ausschließlich von den jeweiligen Staaten betrieben werden.

Die chinesischen Konfuzius-Institute arbeiten in Kooperation mit lokalen Institutionen, insbesondere mit Universitäten der Gastländer unter Einbeziehung von Sinologen und China-Experten der jeweiligen Region.

Auf chinesischer Seite beteiligen sich außer dem Chinese Language Council International der chinesischen Regierung auch chinesische Universitäten am Betrieb der Konfuzius-Institute vor Ort. So entsteht in der Regel eine Dreieckskooperation zwischen einer chinesischen und einer lokalen Universität sowie dem Chinese Language Council International.

Da immer wieder andere Partner beteiligt sind, entwickelt jedes Konfuzius-Institut entsprechend den lokalen Verhältnissen und Bedürfnissen sein eigenes Profil, eigene Schwerpunkte und Programme sowie
seine spezifische Ausprägung als Forum für Begegnungen und Interaktionen mit China.

Chinesisch-deutsche Partnerschaft in Frankfurt am Main –
Das Konfuzius-Institut an der Universität Frankfurt e.V.


Das am 17. September 2007 in Frankfurt gegründete Konfuzius-Institut wird als eingetragener Verein an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt betrieben.
Neben dem Chinese Language Council International wurde die renommierte Fudan Universität in Shanghai als Partner
gewonnen.


Das Frankfurter Konfuzius-Institut bietet ein anspruchsvolles zielgruppenorientiertes Programm vorwiegend für solche Zielgruppen, die Kompetenzen in der chinesischen Sprache oder Wissen über Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik Chinas beruflich nutzen wollen.

Entsprechend den Besonderheiten des Standorts Frankfurt gehört chinabezogene Weiterbildung für Angehörige von Wirtschaftsunternehmen zu den Schwerpunkten des Programms.

Weiterhin trägt das Konfuzius-Institut zur Förderung der Chinastudien an der Universität bei und bietet studienbegleitende Weiterbildung für Studierende aller Fächer an.

In einer Schülerakademie werden spezielle Angebote für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe bereitgehalten. So werden gerade jüngeren Menschen frühzeitig chinesische Sprachkenntnisse und Vertrautheit mit Verhältnissen in China vermittelt als besondere Qualifikationen für spätere Berufstätigkeit unter den Bedingungen von Internationalisierung und Globalisierung.

Auch Multiplikatoren wie Journalisten und andere Beschäftigte im Medienbereich, Realschul- und Gymnasiallehrer oder Lehrkräfte für die chinesische Sprache gehören zu den Zielgruppen von Kursen und Seminaren des Konfuzius-Instituts.

Die chinesische Community von Frankfurt und Umgebung wird durch auf sie zugeschnittene Angebote angesprochen und einbezogen.

Neben chinabezogener Aus- und Weiterbildung präsentiert das Konfuzius-Institut China in einem abwechslungsreichen Kulturprogramm. In vielfältigen Kurs- und Veranstaltungsformen befassen sich die Angebote schwerpunktmäßig mit dem modernen China. Thematisiert werden dabei auch Bedeutung und Pflege der vormodernen Kultur im gegenwärtigen China.

Als Lehrkräfte und Referenten werden chinesische Lektoren der Fudan-Universität Shanghai sowie chinesische und deutsche Sinologen und China-Experten mit Spezialisierungen in unterschiedlichen Wissens und erfahrungsbereichen gewonnen.

Chinesische Fahne

Vor ein paar Jahren erzählte mir jemand, was seinem Kumpel Pierre (mon ami, Pierre), der in Paris lebt, mal passiert ist. Diese Details sind, glaube ich, wichtig. Solche Sachen passieren immer einem Kumpel von einem Kumpel, und er lebt in Paris, Bogota oder Hong Kong. Nein, pardon, in Hong Kong gerade eben nicht.

Der Pierre also. Er machte Party und musste nachts von Zuhause raus, um noch Wein zu holen. Unterwegs traf er zwei junge Chinesen, die total verloren auf einer Strassenkreuzung standen und mit einem Stadtplan nach eine Jugendherberge suchten. Entweder war die Adresse falsch oder der Stadtplan, so oder so, in der Nähe gab es keine Jugendherberge und dies wusste Pierre ganz genau. Nicht viel nachdenken, meinte Pierre, die beiden können doch bei ihm übernachten. Sie gingen gemeinsam noch Wein kaufen und kehrten nach Haus zurück. Sie amüsierten sich sehr und als sie am nächsten Tag, nach dem Frühstück, so um 15 Uhr weg gingen, überliessen sie Pierre ein Geschenk. Einen Seidentuch, groß, weiß, eigentlich schon eine Fahne. Mit ein paar chinesischen Buchstaben.

Irgendwann ließ Pierre diese Buchstaben übersetzen. Es war ein ganzer Satz. Behandle gut die Hausbewohner - hier hat man den Chinesen zum essen gegeben.

Diese Geschichte wurde mir in letzten Jahren noch ein paar mal erzählt. Immer passierte sie jemandem, einem Kumpel, der eben irgendwo in der Welt wohnt. Ein Zeichen vielleicht, dass sie ausgedacht ist, keine echte also.

Wenn sie echt ist, bedeutet sie, dass sich die Chinesen vorbereiten. Soll sie augedacht sein, ist es ein Zeichen, dass wir uns vorbereiten.

Das versuche ich auszuforschen. Dafür ist dieser Blog.





Essen

Die Chinesen essen doch alles.

So habe ich es geschrieben. Weil es alle erzählen, die mal in China waren. Würmer. Sie essen Würmer.

Es gab eine Erzählung von Cortazar, in dem eine Latino-Liebhaber vor einer Frau namens Aurelia verhext wurde. Sie hatte ihm jeden Tag eine köstliche Praline selber hergestellt. Er wurde abhängig. Von Aurelia und von ihrer Pralinen. Bis er eines Tages entdeckt, dass seine Liebste in jede Praline einen Insekt reingetan hatte. Er ist von Sinnen. Von Ekel und Liebe. Und stirbt.

Eine Erzählung aus unschuldigen Zeiten.

Jetzt ist es 40 Jahre später. Bald werden die Chinesen kommen. Man muss sich einstellen. Zwei Frauen in Polen haben gerade Pralinen entworfen, die mit Insekten und Würmer gefüllt sind.
Ein Akkulturationsprozess, wie sie behaupten. Die Europäer essen gern Schokolade, die Chinesen - Würmer. Mit ihrer Konfektkreationen möchten sie für Integration zwei verschiedener Geschmackwelten beitragen. Und natürlich auch Geld verdienen.

Die Pralinen sollen schön aussehen. Echter Designer-Ware. Mit Würmerköpfen oder Grillenflügel, die aus der Schokolade rausragen.



Gingko

Den Oktober verbrachten wir in Griechenland. Die Pracht von Blau und Weiß. Sandbeige und Blau. Schwarz und Blau. Die Rückkehr nach Novemberberlin gleicht einem Schock. Es regnet. Alle Menschen in der U-Bahn sitzen idiotisch herum, schweigen und glotzen vor sich hin. Ihre Mundwinkel sind alle nach unten gesenkt, in einer grimmigen Grimasse von Unzufriedenheit, Neid und Verbissenheit. Die Berliner Fratze.

Es regnet eine ganze Woche lang. Alles ist grau und kalt.

Samstag. Endlich blauer Himmel und Sonne. Kalt ist es immer noch, aber nicht mehr grau. Ich gehe spazieren, möchte goldene Bäume sehen. Interessiert mich alles nicht, ich sehne mich nur nach Gold. Auf dem Bayerischen Platz endlich ein paar Birken. Golden, wie ich es verdient habe. Es ist kalt. Ich gehe stur weiter. Alle Straßen sind menschenleer. Die Bundesallee. Samstag früh – der Berliner möchte einmal ausschlafen. Vor mir ein großer goldener Baum. Ich trete näher und glaube meinen Augen nicht – ein Ginkgo. Groß, prächtig, golden. Ich sammle ein paar Blätter. Als ich mich nach unten beuge, sehe ich plötzlich ein paar Meter weiter einen anderen Goldbaum, unter dem sich zugleich drei Menschen, etwas pflückend, beugen. Chinesen, stelle ich fest. Drei Chinesen unter einem Ginkgo-Baum an einem menschenleeren Samstag. Der Baum dort ist viel kleiner, mickriger, gar nicht so ein Prachtstück wie der „meine“. Die Baumkrone lichterer, mit weniger Ästen und Blättern. Die Chinesen arbeiten, das sieht man ihnen an. Es ist etwas zielbewußtes in ihren Bewegungen, rauf und runter. Jeder hält in der Hand eine durchsichtige, orangenfarbene Plastiktüte, von der Art, die man immer kostenlos in einem türkischen Laden bekommt. Sie stecken das, was sie vom Boden heben in diese Tüten. Ich bilde mir ein, daß die Chinesen die Blätter sammeln, um ein Zimmer in ihrer Wohnung mit den goldenen Ginkgo-Blättern zu tapezieren, damit ein schöner Meditationsraum entstehen kann.

Vor ein paar Jahren habe ich in Holland ein Gebetszimmer, in einem fernöstlichen Haus gesehen, dessen Wände mit Magnolienblüten bedeckt waren. Es klingt romantischer als es aussah. Magnolienblüten mögen fabelhaft am Baum aussehen, auf die Wand aufgeklebt sind sie ganz einfach schmutzigweiß. Ich hätte es eben lieber mit Ginkgo-Blättern gemacht. Es hätte sicherlich märchenhaft ausgesehen. Wie ein Ginkgo-Blätter-Kleid für Garadiela in Lothorien oder für Titania im Mitsommernachttraum.

Fest entschlossen, die drei Chinesen unter dem Baum müssen gerade so ein Ziel vor den Augen haben und erpicht, ihnen dabei sofort zu Hilfe zu kommen, gehe ich auf sie zu und behaupte, da, unter „meinem“ Baum seien die Blätter viel schöner und beständiger, und in größerer Menge.

Es sind zwei Männer und eine Frau. Sie schauen mich mitleidig an und lachen. „Wissen Sie“, sagt die Chinesin und sie sagt es gerade so, wie die Chinesen sprechen, mit dünnem S, die durch eine dünne, kindliche Stimme zu etwas fast komischem verändert wird. „Der Baum da, der ist ein Mann, der taugt nicht“.

„Und?“ – frage ich – „Was pflücken sie denn hier?“ „Dies ist eine Frau und hat Früchte“. Sie zeigen mir kleine, grüngelbe Beeren auf langen Stielen. Sie sehen wie ungereifte Kirschen aus, nur die Farbe ist anders. Hilflos suche ich mir ein paar Früchte zusammen und schnupfe an ihnen. Sie riechen eher unangenehm, nicht schlecht, aber gerade so – unangenehm, ein bißchen nach Hundeurin. Die Chinesen essen doch alles, erinnere ich mich plötzlich. Ich bin keine Chinesin, für mich sind diese Früchte weder eine Bereicherung meiner langweiligen europäischen Nahrung im Exil, noch ein Stück ferner Heimat an einem kalten Tag. Es sind ganz einfach kleine, ungereifte Beeren unter einem Weib-Baum gepflückt, die unangenehm riechen. Etwas ist in mir verlorengegangen, obwohl ich es nicht genauer weiß, was es ist.

Mir kommt es vor, als ob ich wüßte, der Ginkgobaum sei zweihäusig: Männliche und weibliche „Blüten“ entwickeln sich auf verschiedenen Bäumen. Die männlichen „Blüten“ produzieren Pollen, die weiblichen(!) - Samen, die von einem unangenehm, ranzig riechenden, fleischigen Integument umgeben sind. Die Blüten von Ginkgo sind giftig. Die Pollen, die vom Wind verteilt werden, kleben an den Samen, die Zeugung folgt jedoch erst gut zwei Monate später.

Die weiblichen Bäume riechen unangenehm. Doch die geschälten Samen des Weibbaums werden in China und Japan geröstet und sind als Delikatesse beliebt. Ich bringe es nicht über mich, die Früchte zu kosten. Ich gebe sie mit meiner kleinen Geschichte an meine Freundin weiter. Ein paar weibliche Beeren mit zwei männlichen Blättern. Ein schönes herbstliches Gedeck. Aber essen möchte ich davon nichts.

Der Ginkgo, der dank Goethes Gedicht zum Symbol der Einigkeit zweier sich liebenden Menschen avancierte, ist in Wirklichkeit für uns, die wir keine Sachkundigen sind, eine Seltenheit – ein Baum, der entweder weiblich oder männlich ist. Geteilt. Fern von einander. Auf ewig und immer. Bis auf Gott sie verbindet.

Und der Mann, der taugt nicht.

Orakel, Witze, Anekdoten

In den kommunistischen Zeiten gab es in Polen einen Orakel. Nostradamus sollte prophezeit haben, dass im 3. Jahrtausend die Chinesen ganzes Europa überfluten werden. Nur Polen wird, wie eine Insel, frei bleiben.

Es gab auch einen Witz mit ähnlicher Botschaft. Die Chinesen kamen zur polnischen Grenze und zogen sich zurück. Weshalb freuten sich die Polen darüber? Weil die Chinesen zweimal über SU gegangen sind.

Wie blöd es alles war, mein Gott.