Mittwoch, 24. September 2008

Anwesenheit als erster Schritt

Alain de Botton, ein englischer Gesellschaftsphilosoph, schreibt in seinem Buch "Statusangst" (S. Fischer 2004), dass wir gegen die unterschwelligen Botschaften der allgegenwärtigen Behauptungen und Bilder in unserer Gesellschaft nicht so immun sind, wie wir gerne glauben. Und dass Ideologien würden indes schwerlich die Herrschaft erlangen, verrieten sie ihren Anspruch zu deutlich. Das Wesen der ideologischen Behauptungen liegt darin, dass wir sie ohne geschärften politischen Sinn nicht entlarven können. Wie ein farbloses, geruchloses Gas durchdringt die Ideologie der Gesellschaft, schlägt sich in Presse, Werbung, Fernsehen und Lehrbücher nieder. Dort verflüchtigt sich der parteiische, gar unlogische oder ungerechte Charakter ihrer Weltsicht, dort bleibt der harmlose Rauch altbekannter Wahrheiten, mit denen nur Dummköpfe oder Wahnsinnige hadern können.
Ja. Und wenn der Chinese eine neue Ideologie ist?
Wie ein farbloses, geruchloses Gas durchdringt er unser Leben, ist überall, harmlos, nett, ein kleiner Chinese halt. In Afrika ist es gelungen (siehe Post "Chinesischer Hut"), jetzt ist es in Europa soweit - wir nehmen sie wahr, aber sie haben sich verflüchtigt, sind harmloser Rauch
geworden. Deshalb wundert uns nicht, dass sie immer mehr sind. Wo sind sie aber? Wo sind ihre Kinder? Woher kamen sie? Vor ein paar Jahren mieteten sich die Chinesen einen großen Raum in der Wilmersdorfer Strasse, nah am Adenauer Platz und verkauften dort Porzellan. Hunderte von Chinesen verkauften tausende von Porzellangegenstände. Der Raum wurde in Boxen aufgeteilt, in jeder kleinen Box standen fünf oder sieben junge Menschen, meistens Männer. Nach ein paar Wochen wurde das Geschäft abgewickelt, in der Presse gab es dann Gerüchte, dass fast alle Verkäufer um Asyl baten. Ähnlich war es mit einem chinesischen Zirkus (oder war es ein Orchester?). Es kamen 350 Menschen (oder so), nach China kehrten lediglich sieben zurück. Waren sie es, die Chinesen, die heute immer neue Asia-Shops und Asia-Imbisse aufmachen? Vorposten? Teile einer lang aufgelegten Strategie, die niemand zu erkoren vermochte? Und jetzt sind sie einfach da. Anwesenheit als erster Schritt in die Zukunft.

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