Samstag, 19. Juli 2008

Chucks

Im Sommerheft des Zeit-Magazins vom 17. Juli fand ich einen schönen und interessanten Text über Chucks, geschrieben von Georg Diez. Der Autor weißt sehr viel über Chucks, diese wunderbare Schuhe der Firma Convers, die zuerst von Sportler benutzt wurden - daher auch ihr gängiger Name: Chucks. Von Chuck Taylor, einen amerikanischen Basketballer, der die Schuhe 1932 eigenhändig signierte. Danach wurden sie von Rockabillys getragen, und darunter auch von James Dean, 20 Jahre später kamen sie wieder hoch, diesmal als Markenzeichen von Punk, Wut und Protest, deren Vertreter die Ramones waren. Es sind wieder 20 Jahre vergangen, bis die Chucks ihren neuen Platz in der Popkultur erreichten, zusammen mit Grunge und, auch hier ein großer Name, Kurt Cobain. Immer sind sie amerikanisch, die Schuhe, die man seit 1907 in den USA hergestellt hatte. Bis 2001. Dann gab es große Pleite, die Firma Convers meldete Insolvenz an und wurde zwei Jahre später von Nike gekauft. Das wusste ich nicht, als ich meine Chucks vor 3 Jahren gekauft habe. Ich kaufte sie wegen des Namens Convers, aber auch, oder vor allem, weil wir in unseren Jugend-Zeiten in Polen sehr gern sogenannte "trampki" trugen, eine polnische, billige Version von Chucks. Gute "trampki" halten für vieles her und mehr noch: Sie waren echt billig. Sie halten für die Wanderschuhe her, und wir wanderten gern, die Studenten in den Spät-60./Früh-70. in Polen. Aber auch für Hippies-Outfit waren sie gut zu verwenden und als der Punk ausbrach, waren sie anstelle der unerreichbaren Martens auch da. Dann verschwanden sie, oder vielleicht war es nur so, dass ich aus Polen verschwand und mich ein Jahrzehnt lang mit Feminismus beschäftigte, der in den 80ern in Deutschland total Mode- und Trendfeindlich war. Egal, irgendwann entedeckte ich die Chucks wieder. Es wunderte mich zwar, dass sie im Gegensatz zu polnischen "trampki" unglaublich teuer waren, aber was soll es... für gute "trampki" war ich bereit 80 € zu bezahlen. Es sind wunderbare Schuhe, drinnen rosa, aussen - schwarz, mit weißen Gummiansätzen und Senkel, die sich somit zu fast jeder Farbkombination tragen lassen.
Ja, und Chinesen?
So. Ich bin also überzeugte Chucks-Benutzerin. War also klar, dass ich den Artikel in Die Zeit gern zum Samstagskaffee gelesen habe. Interessant, interessant, was der Diez alles über Converse zu berichten weisst. Und dann der letzte Absatz, der eigentlich ein langer Satz ist, ohne "Ab": Das also war das Jahrhundert von Converse, das an ein Ende kommt, es war ein Jahrhundert, in dem Amerika die Wirtschaft, die Kultur, die Kriege der Welt beherrschte, es war das amerikanische Jahrhundert, und wie lange das noch dauert, das kann man ja die Chinesen fragen, die heute die Chucks produzieren".
Ich frage mich, kann es sein, dass unsere polnische "trampki" auch aus China kamen? Zusammen mit duftenden Radiergummis und Plastikkörbchen? Ich weiß es nicht mehr...

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