Mittwoch, 23. Juli 2008

Pearl S. Buck

Die nächsten Literatur-Chinesen, die ich nach der schrecklichen Erfahrung mit "Die fünf Brüder Li", kennengelernt habe, kamen mit den Bücher von Pearl S. Buck. Sie ist eine Autorin gewesen, die in Polen recht berühmt war und als ich 1985 nach Berlin kam, wunderte ich mich nicht wenig, dass sie in Deutschland so gut wie unbekannt war. Ihre Bücher sind zwar ins Deutsche übersetzt worden, ich habe sie hier auch fast alle gelesen, aber spreche ich mit meinen Freunden, da kennt sie kein Mensch, obwohl wiederum Wikipedia behauptete, sie erfreut sich eine regelrechte Beliebtheit.

Pearl Sydenstricker Buck (chinesischer Name Sai Zhenzhu; Pseudonym John Sedges; * 26. Juni 1892 in Hillsboro, West-Virginia; † 6. März 1973 in Danby, Vermont) war eine US-amerikanische Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin. Als Tochter eines Missionars verbrachte sie einen Teil ihrer Kindheit im Kaiserreich China. Sie studierte in den USA, arbeitete später als Professorin für englische Literatur im chinesischen Nanking. Die Konfrontation mit amerikanischer und fernöstlicher Kultur hatte einen großen Einfluss auf das Werk der Schriftstellerin, die sich für Toleranz und Völkerverständigung einsetzte.

1932 erhielt sie für ihren wahrscheinlich berühmtesten Roman Die gute Erde den Pulitzer-Preis und 1938 wurde sie „für ihre reichen und wahrhaft epischen Schilderungen des chinesischen Bauernlebens und für ihre biographischen Meisterwerke“ mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Die Verleihung des Literaturnobelpreises an Pearl S. Buck gehört zu den umstrittenen Entscheidungen des Nobelpreiskomitees und ist bereits bei der damaligen Verleihung auf vielfaches Unverständnis gestoßen. Viele Kritiker messen der Autorin keinen großen literarischen Rang bei und zählen ihre Romane eher zur Trivialliteratur. Die seither geltende Regelung, den Nobelpreis nur an Autoren zu verleihen, die bereits vorher mindestens einmal dafür nominiert waren, wird in den Feuilletons bis heute „Lex Buck“ genannt.

Das in Polen berühmteste Buch von ihr hieß "Spowiedź Chinki" / Beichte einer Chinesin - so wurde der englische Titel East wind, west wind (Roman, 1930; dt.: Ostwind – Westwind, 1934) übersetzt. Jetzt grübele ich darüber, weshalb ich gerade dieses Buch von Peral S. Buck so gern hatte. Alle andere ließen mich ziemlich kalt, ich habe sie gelesen und das war`s. Dieses Buch liebte ich aber. Ich glaube, ich habe es mindestens 20 Mal gelesen und bis heute kann ich die Handlung ganz genau nacherzählen. Ein junger Chinese, der in den USA studiert hat, kehrt nach Hause zurück und heiratet eine junge Chinesin, die für ihn von den Eltern ausgesucht wurde. Er liebt sie nicht, gibt sich aber Mühe, ihr ein guter Ehemann zu sein... Die Protagonistin ist schön, kleidet sich schön, legt jeden Tag das perfekte chinesische Make-up an, trotzdem kann sie die Liebe ihres Mannes nicht gewinnen. Er ist ein moderner Chinese, er kennt die Welt, er kann mit dieser chinesischen Puppe, die ihm ins Bett gelegt wurde, wenig anfangen. Er erwartet von ihr, dass sie ebenfalls modern denkt und den alten chinesischen Sitten, die sie zu Sklavin ihres Mannes und seiner Familie machen, Stirn hält. Das kann sie wiederum nicht. Schon alleine die Tatsache, dass sie mit ihrem Mann in eigener Wohnung und nicht bei den Schwiegereltern wohnt, ist ihr ungeheuer. Dann ist ihr erster Sohn geboren. Nach den Regeln der Tradition soll das Kind nach einer Woche den Schwiegereltern abgegeben werden. Der älteste Nachkomme hat im Familien- und Ahnenhaus aufzuwachsen, und sie weisst, dass sie sich dem harten Familienrecht beugen muss. Ihr Ehemann entscheidetjedoch anders: Das Kind bleibt zu Hause bei den Eltern. Jetzt liebt sie ihren Mann wirklich, nicht nur deshalb, weil er ihr Ehemann ist. Sie entscheidet sich für ihn und daher auch für etwas, was ein symbolischer Bruch mit der altertümlichen Sitten ist: Sie wird für ihr Ehemann ihre Füße entbinden. Es ist eine mit Schmerz, Qual und Pein geladene Entscheidung. Sie leidet tierisch und weint wie ein Kind, braucht Trost und Hilfe. Er tröstet sie, versorgt ihre Füße, trägt sie auf den Händen, damit sie mit ihren wunden Füßen nicht laufen muss. "So gewann ich seine Liebe, schreibt sie in ihrer Beichte. Das, was ich durch meine Schönheit nicht erreicht habe, kam mit meinem schrecklichen Leid zusammen."

War es das? Wollte ich auch jemandem, der sich Mühe geben würde, mich zu lieben, nicht weil ich schön bin? Ich war nicht schön, schön war meine jüngere Schwester, und weil ich nicht schön war, musste ich für mein Leben andere Lösung suchen. Es gab ein paar verschiedene Lösungen. "Liebe für Leid" war eine chinesische Variante. Eine modern-europäische war "Liebe für Intelligenz" oder wie man es über Brechts Frauen kurz und gnadenlos sagte "Sex für Text". Die chinesische Variante war für mich zu schwierig. So bin ich Schriftstellerin geworden.

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