Donnerstag, 10. Juli 2008

Hellrosa und Hellblau

Es hatte natürlich einen Grund gehabt, weshalb es in Langfuhr ein chinesisches Konsulat gab. Es existierte nämlich auch eine polnisch-chinesische Schiffgesellschaft "Chipolbrok" mit dem Sitz in Gdynia. Chinesische Volksrepublik ist am 1. Oktober 1949 gegründet worden. Sie ist also knapp ein Monat junger als ich. Polen war ein der ersten Staaten, die mit der neuen Republik diplomatische Beziehungen anknüpfte: schon am 7. Oktober. Sie verliefen zwar nicht immer reibungslos, sie wurden aber nie angebrochen. In den letzten Jahren sind sie sehr gut, sowohl auf den hohen Ebene, als auch ganz unten. Es entwickelten sich auch sehr gute Wirtschaftsbeziehungen. China ist der Haupthandelspartner Polens in Asien. Obwohl, zugegeben, wir exportieren wenig nach China. Dies muss sogar für einen Laien wir ich bedeuten, dass China viel nach Polen exportiert. So war es schon, als ich noch ein kleines Mädchen war. Durch die polnischen Seemänner, die auf den Schiffen von "Chipolbrok" arbeiteten, gelangten nach Gdansk rare schöne Sachen. China war immer ein Exporteur von raren schönen Sachen.

Im 18. Jahrhundert in Berlin oder Paris waren es Seide und Porzellan, in der gerade beginnenden zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren es Radiergummis, plastik Frühstücksbeutel und ebenfalls aus dem Kunststoff gefertigte kleine Mädchenkörbchen, die man als flache, filigrane, spitzenähnliche Bögen kaufte, um sie zu Hause mit ein paar Knicken in die Form eines verschließbaren Täschchen biegen. All diese Gegenstände waren hellrosa oder hellblau. Es war eine ästhetische Revolution im grauen Alltag des Frühsozialismus. Schon ein hellrosa Radiergummi in einer Federtasche war ein richtiger Hammer. Mit einem hellblauen Plastikkörbchen landete ein Mädchen auf dem Olymp. Und die Radiergummis dufteten!

Kleine schöne Gegenstände. Kleine schöne Chinesen, die es gewöhnt sind, geduldig in kleinen Schritten, schöne Gegenstände herzuzaubern. Sie arbeiten hart, bekommen sehr kleinen Stundenlohn, aber in 20 Jahren werden sie durch diese kleinen Schritte ganz ganz groß sein.

Schon jetzt ignorieren sie alle unsere Rechte und Lizenzen, klonen in diesen schönen kleinen Schritten alles, was sich nur klonen lässt, und stellen z.B. jährlich eine Milliarde T-Shirts für Europa her. Deshalb kann ich jetzt meine hellrosa und hellblauen T-Shirts für 1 Euro kaufen. In 20 Jahren werden wir sehr klein sein, so klein wie die fünf Brüder Li dem großen Chinesen gegenüber. Sie werden unsere Arbeitgeber werden und Eigentümer der Betriebe, in denen wir schuften werden. Für sehr sehr kleinen Lohn werden wir schöne kleine Gegenstände herstellen. Für wen nur? Sicher nicht für uns. Wir werden uns mit unserem täglichen Schüsselchen Reis vergnügen.

Ach, noch eins. Falls man mehr von Chipolbrok wissen möchte, kann man seine Homepage besuchen. Nicht vergessend jedoch, dass es eine sehr sehr ofizielle Ineternetseite ist, die eine Firma vorstellet, deren Hauptsitz sich in Shanghai befindet. Also im kommunistischen China.

Und noch eins.In einem Monat beginnen die Olympische Sommerspiele 2008. In Pekin.




Keine Kommentare: