Samstag, 12. Juli 2008

Schöne Sachen


Irgendwann besuchten uns doch Chinesen zu Hause. Ich glaube kaum, dass es die Chinesen aus dem Konsulat waren, aber ich weiß auch nicht, wer sie waren? Da meine Eltern nicht mehr leben, werde ich nie erfahren, woher sie kamen? Und weshalb? In meiner Kindheit verkehrten meine Eltern mit sehr merkwürdigen Menschen. Ich kann mich sehr gut an einem Besuch eines Indianers mit Federkopfschmuck erinnern. Es war Sat Okh, ein polnischer Schriftsteller, Halb Indianer und Halb Pole. Aus der Wikipedia:

Sat Okh ("Lange Feder") (* 15. April 1920 Kanada; † 3. Juli 2003 Danzig) war Sohn eines Shawnee-Indianers und einer polnischen Mutter. Er wurde in Kanada geboren und kam kurz vor dem 2. Weltkrieg mit seiner Mutter nach Polen. Nach dem Ausbruch des Krieges wurde er von den Deutschen verhaftet. Während des Transports zum Konzentrationslager Auschwitz konnte er fliehen, kämpfte gegen die deutsche Besatzung und ließ sich nach dem Krieg unter dem Namen Stanislaw Suplatowicz nieder. Er arbeitete anfangs als Matrose, ab 1958 begann er Bücher über das Leben der Indianer zu schreiben, die teilweise auch auf Deutsch erschienen. Er starb 2003 in Danzig. Also Gdansk. Also meine Heimatstadt.

Irgendeinmal nach einem Konzert kamen zu uns nach Hause etwa dreißig chilenisischen Tänzer und Musiker. An sie kann ich mich auch sehr gut erinnern. Und irgendwann kamen auch Chinesen, an die ich mich überhaupt erinnern kann. Sie brachten aber Geschenke, an die ich mich sehr gut erinnern kann. Laute schöne Sachen. Und dünn. Irgendwie war eine der wichtigsten Eigenschaften all dieser Gegenstände, dass sie dünn waren. Hauchdünn. Ein dünner schneeweißer Briefmesser aus einem Knochen mit einem geschnitzten Kranich verziert. Fünf schwarze und rote Papierschnitte, filigran und spitzenähnlich. Zwei Bücher, jedes in seinem eigenen, seidenbezogenen Holzschachtel, der mit je zwei kleinen Knochensplitter verschließbar war. Die Seiten der Bücher bestanden aus vier hauchdünnen, durchsichtigen, weißen Papier- Schichten und wurden mit Abbildungen chinesischer Wasserfarbenmalerei bedruckt. Blumen, Blätter, Vögel... Sie waren sogar schöner als hellrosa Radiergummi, die duftete. Sie waren das Schönste, was ich je gesehen habe.

Keine Kommentare: